…die letzten vier Monate hatten uns alles abverlangt. Meterhohe Wellen, Tage ohne Wind und Piraten am Kap der guten Hoffnung. Doch nach knapp 8000, sehr durchtriebenen, Seemeilen erreichten wir mit dem kleinen französischen Zweimaster unser Ziel. Vor uns lag Mauritius – wild, tropisch, schön und nahezu unbewohnt…
So oder so
ähnlich könnte es Joseph Marie Corson 1792 in sein Logbuch geschrieben
haben, als er von der Bretagne aus Mauritius erreichte. Knapp 100 Jahre später
war es sein Enkelsohn Joseph Jules Corson, der als Erster in den Bergen von
Bois Cheri, im Süden der Insel, Schwarztee aus dem damaligen Ceylon
kultivierte. Genau diese Plantage habe ich, in Begleitung meines
Kollegen, vor einigen Tagen besucht. Das Teegut ist nach wie vor im Besitz der
Familie Corson und ist über die Jahrzehnte stetig gewachsen. Heute umfasst die
Fabrik etwa 50 Arbeiter, einer jährlichen Produktion von 450 000 Kilogramm Tee
und 1,4 Millionen Euro Jahresumsatz.
Der Weg nach Bois Cheri ist recht einfach zu finden.
Eigentlich ist alles auf der Insel einfach zu finden, da genau ein Highway vom Norden
in den Süden führt. Irgendwann muss nur die richtige Ausfahrt erwischt werden
und voilà, das Ziel ist erreicht. Für mich, als Besitzer eines
Orientierungssinns wie eine Blindschleiche, ist das wie der Himmel auf Erden.
Die Teeplantage selber ist geprägt, wie wir es aus den Dokus
kennen. Weite Felder, auf denen die Sträucher etwa einen Dreiviertelmeter in die
Höhe ragen. Die vermummten, sich vor der Sonne schützenden Teepflückerinnen,
die riesige Säcke auf ihren Köpfen balancieren und ein wunderschönes
Kolonialgebäude inmitten der Plantagen.
Nachdem Mauritius touristisch fast gänzlich erschlossen ist,
ist auch in der Teefabrik alles auf ein internationales Publikum ausgelegt. Mit
einem kleinen Museum, indem die Geschichte rund um das Aufgussgetränk zum Besten
gegeben wird, beginnt die Tour und endet mit dem Tea-Tasting in der
Kolonialvilla.
„Two leaves and a bud“
– nach dieser uralten Teeregel werden auch in Bois Cheri die obersten beiden
Blätter und die Knospe per Hand gepflückt und zur Fabrik gebracht - dort beginnt
die Verarbeitung.
Zuerst werden die Blätter ausgebreitet, 24 Stunden
vorgetrocknet und anschließend zerkleinert, um sie auf die Fermentation
vorzubereiten. Bis zu diesem Arbeitsschritt besitzt der Tee noch kein Aroma.
Nach der Fermentation ist der, nun braun gewordene Tee haltbar und besitzt
seinen typischen Geruch. Nun wird die übriggebliebene Feuchtigkeit entzogen und
die Stiele entfernt, um den Tee anschließend nach Größe sortieren zu können. In Säcken muss er weitere drei bis vier Monate kühl und trocken gelagert werden,
damit sich das Aroma weiter verfeinert. Danach wird der fertige Tee entweder in
500g Pakete oder in Teebeutel verpackt. Teilweise werden dem Tee, vor dem
Verpacken, weitere Aromen wie Zitrone, Kokosnuss, Ingwer oder Früchtemix, in
Form von ätherischen Ölen, beigemischt. Kaum zu glauben, aber bis der Schwarztee
bei uns in der Tasse landet, sind ganze neun Arbeitsschritte notwendig. Viele
davon geschehen hier auf Mauritius noch per Hand.
Für meinen Teil fand ich es sehr spannend direkt vor Ort zu
sehen, was in Europa und in der Welt in den Handel gelangt. Wie gesagt, bisher
kannte ich die Teeproduktion nur von der Mattscheibe, jetzt bin ich „Experte“.
Blick über die Teesträucher in Richtung Küste |
Teeplantage und Botanischer Garten in einem |
erste Trocknung |
Fermentation |
Tee nach der Fermentation |
ab in die Welt... |
Tea-Tasting |
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